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portrait illustratorinIm Januar erscheint der erste Band meiner neuen Mädchenbuchserie „Dancing Girls“ im Coppenrath Verlag. „Charlotte hat den Dreh raus“ heißt der Titel, und wie man sich denken kann, geht es ums Tanzen.

Illustriert wurde das Buch von Lisa Hänsch, der es gelungen ist, die Charaktere Charlotte, Emily, Ida und Yasmin wirklich so zu zeichnen, wie ich sie mir vorgestellt habe. Ihr Stil gefällt mir ausgesprochen gut, allein das Cover ist schon ein kleiner Traum! Und die Illustrationen im Innenteil sind perfekt auf die Story abgestimmt.

Zugegeben, ich gerate ins Schwärmen. Aber das liegt auch bisschen daran, dass ich im Zeichnen unfassbar unbegabt bin! Umso mehr bewundere ich, wenn es jemand so richtig gut kann. Und so bin ich auf die Idee gekommen, Lisa Hänsch zu interviewen. Wie man eine Geschichte plottet und schreibt, weiß ich ja selbst. Aber nicht, wie man als Illustratorin vorgeht. Und das will ich jetzt von ihr erfahren …

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Lisa, wenn man deinen Namen googelt, erfährt man zunächst einmal nicht viel über dich. Nur dass du 1988 geboren bist, in Münster Design und Illustration studiert hast, dich BA of Arts nennen darfst und nicht nur Kinderbücher illustrierst, sondern auch als Illustratorin bzw. Animatorin beim Trickfilm arbeitest. Das klingt ja spannend. Welche Projekte machen dir mehr Spaß: Filme oder Bücher? Oder ist es die Abwechslung, die dich reizt?

modelsheetAntwort: Ob ich Illustrationen für Filme oder Bücher mache – am Anfang steht immer die Figurenentwicklung. Das ist ein Arbeitsschritt, der mir sehr wichtig ist. Zuerst lese ich natürlich das Manuskript und lerne die Figuren kennen. In meinem Kopf entsteht ein Bild von jedem Character, und das versuche ich dann aufs Papier zu übertragen. Das ist nicht immer einfach, macht mir aber unheimlich viel Spaß. Beim Trickfilm müssen die Figuren auch dreidimensional funktionieren, wenn man sie von der Seite, von vorne oder hinten sieht. Das nennt man Turn-around (s. Beispiel „Penny Pepper – Turn-around“). Aus Gewohnheit wende ich es auch bei der Figurenentwicklung im Buchbereich an.

Du hast Illustration studiert – aber kann man so etwas wirklich lernen? Oder werden da nur Techniken ausgefeilt? Ich vermute mal, jemand ohne Talent würde es trotz Fleiß nie zu etwas bringen …

Antwort: Meiner Meinung nach muss man zu allererst Spaß am Zeichnen haben. Ich hatte Glück und wurde als Kind darin bestätigt, dass meine Bilder schön aussehen. (Danke an meine Mama, die auch das fünfzigste, exakt gleich aussehende Bild der Bremer Stadtmusikanten super toll fand!) Der Beruf des Malers war ursprünglich ein erlernbares Handwerk. Heutzutage wird man in der Schule ganz natürlich in Konkurrenz gesetzt, und das kann schnell entmutigen. Es ist also wichtig, immer dran zu bleiben. Ich merke selber, wie ich manchmal regelrecht einroste, wenn ich längere Zeit keinen Stift in der Hand hatte.

Wie gehst du eigentlich vor, wenn ein neues Buchprojekt kommt? Liest du erst einmal ganz entspannt die Geschichte oder springt in deinem Kopf sofort die Ideenmaschine an? Machst du vielleicht sogar schon erste Skizzen beim Lesen?

Antwort: Da ich privat ein leidenschaftlicher Leser bin (man könnte auch süchtig sagen), lese ich die Geschichte erstmal ohne Gedanken an Figuren, Bildideen usw. Das ist mir wichtig, da ich sonst zu verkopft an die Sache herangehen würde.

Dann kommt die Figurenetwicklung. Dann lese ich die Geschichte noch mal und skizziere dabei meine Bildideen.

Mittlerweile habe ich mir angewöhnt, Notizen zu den Figuren und der Umgebung zu machen. Sodass man nachher nicht in die Verlegenheit kommt, eine Illu oder, noch schlimmer, einen ganzen Charakter zu ändern, weil man nicht aufmerksam gelesen hat. So habe ich schon Protagonisten mit vollem Haar eine Glatze verpasst und noch Schlimmeres.

Ich durfte bei unserem gemeinsamen Projekt ja ein bisschen hinter die Kulissen schauen, insofern, als ich erste Entwürfe zu sehen bekam. Du hast mit Charakterstudien der Hauptfiguren angefangen, stimmt das? Arbeitest du immer so? Kannst du deine Arbeitsweise für Laien beschreiben?

Antwort: Ganz genau, das ist mein Weg um mit den Figuren warm zu werden. Danach kommt die Skizzenphase. Dann die Reinzeichnungen. Bei Projekten mit sehr vielen Illus überspringe ich die Skizzenphase auch schonmal und fertige direkt die finalen Zeichnungen an. Das ist für mich sehr entspannt, aber als Lektor muss man dann schon sehr viel Vertrauen zum Illustrator haben. Das ist so wie in der Matheklausur das Ergebnis ohne den Rechenweg hinzukritzeln.

Arbeitest du eigentlich noch mit Stift und Papier oder rein am Computer? Was sind Vor- und Nachteile?

Antwort: Zurzeit arbeite ich ausschließlich am Computer. Gerade für Schwarz-Weiß-Illus bietet sich das einfach an, da ich mir unglaublich viele Arbeitsschritte spare (scannen, nachbearbeiten, korrigieren, …). Ich würde aber gerne wieder ein traditionelles Projekt machen. Nur komme ich im Moment einfach nicht dazu. Wie ich am Cintiq (einem druckempfindlichen Bildschrim) arbeite, kannst du dir im Video ansehen.

Hattest du bei den Dancing Girls eine Lieblingsfigur? Welche hat dich vor besondere Herausforderungen gestellt? Und welche Szene konntest du dir am besten bildlich vorstellen?

Antwort: Meine Lieblingsfigur ist Yasmin. Sie ist still, intelligent und auf gar keinen Fall eine Dramaqueen. Außerdem hat sie keine Traumfigur, ist eher klein gewachsen und auch nicht spindeldürr. Trotzdem macht sie Bauchtanz und kann das wirklich super. Sie erscheint mir einfach ein sehr komplexer Charakter zu sein.

Zuerst hatte ich richtig Angst, dass mir keine einzige Szene einfällt, da ich selbst überhaupt nicht tanzen kann! Das hat sich aber zum Glück schnell als unbegründet erwiesen.

Meine Lieblingsszene hat es witzigerweise gar nicht ins Buch geschafft. Es ist die Szene in der die Sportlehrerin voll peinlich den Modetanz vortanzt. Einfach super! Das ist so lustig beschrieben, ich habe es einfach nicht geschafft die Szene entsprechen witzig festzuhalten!

Skizze Tanzen Eigentlich ist Tanzen ja Bewegung – mit einem statischen Bild fast noch schwerer einzufangen als mit Worten. Dir ist das super gelungen, finde ich! Hattest du öfter mal eher bewegte Bilder im Kopf? Hättest du dir gewünscht, es wäre kein Buch, sondern ein Trickfilm?

Antwort: Ich liebe es, dynamische Szenen zu zeichnen. Und davon gab es zum Glück jede Menge! Für einen Film wäre das schon ein ziemlich großer Aufwand. Daher bin ich ganz froh dass die Dancing Girls ein Buchprojekt sind!

Danke, liebe Lisa, für das Interview.

 

Und hier findet man mehr über Lisa Hänsch und ihre Projekte: