»Ich bin allgemein sehr anfällig für Rührung ob der Schönheit eines Ortes.«
Ein Beitrag aus der Serie:
»Eine Autorin
ist auch nur ein Mensch«
Interviews mit Lieblingskolleginnen.
Natürlich ist das meiste, was wir schreiben, frei erfunden. Unser Privatleben hat damit nichts zu tun.
Eigentlich.
Aber zugleich sind Autorinnen immer auch Leserinnen, Rumreiserinnen, Spaziergängerinnen, Träumerinnen … Und vielleicht prägt das, was uns dabei verzaubert, unsere Geschichten doch viel mehr, als wir es ahnen?
Ich habe nachgefragt.
(c) privat
Ursi: „Ich habe zwei ältere Schwestern, die meinen Geschmack in den frühen Jahren sehr geprägt haben. Was ihnen gefiel, erklärte ich automatisch zu meinen Vorlieben.
Mit dreizehn, vierzehn begann dann die Emanzipation. Ich gab Nachhilfestunden in Englisch, um mir einen HiFi-Turm leisten zu können. Eine der ersten CDs (an DIE erste erinnere ich mich nicht) – gekauft, ohne vorab die Schwestern zurate zu ziehen – war dann von REM.
Bei meinem ersten Kinobesuch (meine Schwestern mussten mich mitnehmen) habe ich ‚ET‘ gesehen. Das scheint keinen bleibenden Eindruck auf mich gemacht zu haben, denn ich bin keine Fantasy-Autorin geworden. 🙂
Mein allererstes Lieblingsbuch war ‚Moritz Huna Nasenriecher‘ von Mira Lobe. Die Geschichte über die Freundschaft eines Mädchens zum besonders riechbegabten Postboten Moritz Huna hat mich so beeindruckt, dass ich sie immer wieder gelesen habe. Um das zu verstehen, muss man wissen, dass ich selbst annähernd geruchsblind bin. Seit ich Autorin bin, denke ich darüber nach, einen Roman zu schreiben, in dem es um Gerüche und Geruchsblindheit geht. Zum absoluten Durchbruch bin ich mit meinen Überlegungen allerdings noch nicht gekommen.“
Ursi: „Ich habe ein Laufband in meinem Arbeitszimmer, das drei Mal in der Woche zum Einsatz kommt. Davor habe ich Walken und Schwimmen versucht, wobei der Enthusiasmus dafür jeweils nur ein Strohfeuer blieb.
Am Laufband liebe ich, dass ich nebenbei Serien anschauen kann. Zum Beispiel ‚Grand Hotel‘, eine Produktion aus Spanien, auf die du mich gebracht hast. Beim Anblick des schönen Julio vergesse ich, wie anstrengend der Sport gerade ist. 😉
Zusätzlich mache ich ein bis zwei Mal in der Woche ein Zirkeltraining mit Rückenübungen – nicht besonders lustig, aber bei Sitzberufen leider unumgänglich.“
Ursi: „Den ‚ganz bestimmten` Ort, bei dessen Anblick ich weinen möchte, gibt es für mich nicht. Das sind nämlich total verschiedene Plätze – mal in der Natur, mal in einem Museum, wieder ein anderes Mal in einer Stadt. Ich bin allgemein sehr anfällig für Rührung ob der Schönheit eines Ortes.
Zuletzt ist es mir passiert, als ich weg vom grauen Februaralltag nach vielen Stunden Autofahrt bei Sonnenuntergang in Nizza am Strand ankam. Da dachte ich, ich müsse zu Boden sinken und heulen – so entrückend traumhaft war das.“

In Nizza am Strand. © privat
Ursi: „Alle drei Möglichkeiten kommen vor. In entlegenere österreichische Orte bringt mich mein Auto, ansonsten fahre ich mit dem Zug. Weite Strecken nach Deutschland fliege ich.
Am liebsten ist mir dabei das Reisen mit der Bahn, weil ich da lesen oder arbeiten kann. Weniger sexy finde ich allerdings Verspätungen, außer Rand und Band geratene Klimaanlagen und bitteren Zugsespresso.“
Ursi: „Am liebsten wollte ich Ballett-Tänzerin werden (ohne je eine Tanzstunde genommen zu haben) und wunderschöne Tutus tragen.“
Ursi: „Ich beschränke mich jetzt auf die Nennung dreier Orte, um hier den Rahmen nicht zu sprengen: das Hotel Miramar in Opatija, der Leopoldsteinersee in Eisenerz und meine Herzensstadt Wien.“
- Leopoldsteinersee. © privat
- Mit Freundinnen im Café Palmenhaus, Wien. © privat
Die Autorin
Ursi Breidenbach lebt in Österreich und München. Seit 2009 schreibt sie Romane und Kurzgeschichten, statt sich ihrem ursprünglichen Beruf als Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin zu widmen.
Als Autorin arbeitet sie derzeit für den EdenBooks Verlag, Berlin, und für Penguin, München
Mehr über Ursi Breidenbach:
- www.breidenbach-romane.at
- www.facebook.com/BreidenbachRomane
- Instagram: ursibreidenbach
